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Führt mehr Effizienz zu weniger Ressourcenverbrauch – das Jevons-Paradox?

Sprechen wir doch heute mal über das Wäschewaschen. Sicherlich ist das nicht unsere Lieblingstätigkeit, aber das muss halt gemacht werden. Eigentlich kann ich ja darüber froh sein, dass wir zu Hause einen Waschturm haben - natürlich mit Internetanschluss und Reinigungsprogrammen. Da wird das Waschen viel einfacher. Und vor allem, wenn ich daran denke, dass das Wäschewaschen früher viel manuelle Tätigkeiten beinhaltete. Wie effizient vor allem die Waschmaschine und der Tumbler sind, gerade wenn ich an den Wasser- und Stromverbrauch denke. Das gibt mir ein gutes Gewissen. Denken wir doch nur mal daran, wie das früher gewesen sein muss. Da gab es einen ganzen Waschtag, den man heute eher als Fitnessprogramm labeln würde.

Jetzt müssten wir denken, dass mehr effiziente Waschmaschinen weniger Ressourcen (z.B. Strom und Wasser) verbrauchen. Leider ist das nicht so. Und jetzt kommt das Jevons-Paradox ins Spiel. Denn es hat sich seit der Einführung der Waschmaschine, wie wir sie heute kennen, deren Nutzung nicht reduziert. Genau das Gegenteil ist der Fall - die höhere Effizienz hat zu Verhaltensänderungen geführt. Saubere Kleider wurden zur Normalität, genauso wie das praktisch tägliche Wäschewaschen.

So beschreibt das Jevons-Paradox ein Phänomen in der Ökonomie, bei dem technologische Fortschritte, die die Effizienz der Ressourcennutzung verbessern, letztendlich zu einem Anstieg des Gesamtverbrauchs dieser Ressource führen können. Dies geschieht, weil die verbesserte Effizienz die Kosten der Ressourcennutzung senkt, was die Nachfrage erhöht.

Nehmen wir das Beispiel der Beleuchtung aus dem Economist vom 30.1.2025. Der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus hat berechnet, dass eine babylonische Öllampe, die mit Sesamöl betrieben wurde, etwa 0,06 Lumen Licht pro Watt Energie erzeugte. Im Vergleich dazu erzeugt eine moderne Leuchtdiode bis zu 110 Lumen. Die Welt hat auf diese dramatische Verbesserung der Energieeffizienz nicht reagiert, indem sie dieselbe Lichtmenge wie die Babylonier zu geringeren Kosten genoss. Stattdessen hat sie die Dunkelheit vollständig verbannt, sei es durch mehr Schlafzimmerlampen, als man sich im alten Mesopotamien hätte vorstellen können, oder durch die Las-Vegas-Sphäre, in der Passanten ein 112 Meter hohes, glühendes Emoji sehen können. Städtisches Licht ist heute so billig und so reichlich vorhanden, dass viele es als Schadstoff betrachten.

Ein weiteres Beispiel wären auch energieeffiziente Autos: Wenn diese kraftstoffeffizienter werden, ist es oft zu beobachten, dass die Menschen mehr fahren, da die Kosten pro Kilometer sinken. Dies führt zu einem höheren Gesamtverbrauch an Kraftstoff – egal ob Verbrennungs- oder Elektromotor.

 Lean muss also nicht zwangsläufig Green sein.