Autoren: Prof. Dr. Rigo Tietz, Dr. Karl Neumüller
Innovationen werden in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit neuen Technologien gleichgesetzt. Ein klassisches Beispiel ist die Entwicklung der elektrischen Glühbirne. Thomas Edison gilt als ihr Erfinder, doch tatsächlich war das elektrische Licht das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung. Bereits 1801 entwickelte Humphry Davy eine erste elektrische Lichtquelle, Warren de la Rue nutzte 1841 eine Platinspirale im Vakuum – technisch sehr fortschrittlich, aber zu teuer.
Thomas Edison war jedoch derjenige, der das elektrische Licht ab 1879 in die Haushalte brachte und somit seinen kommerziellen Durchbruch ermöglichte. Sein Erfolg beruhte nicht nur auf der technischen Lösung, sondern vielmehr auf der Integration eines umfassenden Gesamtsystems, das Aspekte wie Stromerzeugung und -verteilung, Infrastruktur und Endgeräte sowie Geschäftsmodell und Abrechnungsmechanismen umfasste. (Hargadon & Douglas 2001)

Neue Technologen sind oftmals der Ausgangspunkt für effizientere Prozesse oder neue und bessere Produkte. Technologische Innovationen allein reichen aber nicht aus, um wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Entscheidend ist ein tragfähiges Geschäftsmodell, das klar definiert, wie ein Leistungsangebot vermarktet wird und welche Ertragsmechanismen greifen. (Teece 2010)
Darüber hinaus findet Wettbewerb heute nicht mehr nur zwischen Produkten und Unternehmen statt, sondern auch zwischen Geschäftsmodellen. Früher konkurrierten Fahrzeughersteller beispielsweise hauptsächlich über ihre Produkte. Heute geht es zunehmend darum, wie Mobilität für Menschen organisiert, angeboten und monetarisiert wird – also um das zu Grunde liegende Geschäftsmodell. Für andere Branchen wie Handel, Bildung, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Medien bis hin zur Industrie gilt das Gleiche: Markterfolg braucht nicht nur ein gutes Leistungsangebot, sondern auch das passende Geschäftsmodell.
Innovative und zukunftsfähige Geschäftsmodelle entstehen nicht zufällig. Sie erfordern ein systematisches Vorgehen: Von der Analyse des bestehenden Geschäftsmodells über die Entwicklung und den Test neuer Ansätze bis hin zu deren Integration in die Organisation. Hierfür gibt es zahlreiche Methoden und Instrumente – wissenschaftlich fundiert und in der Praxis bewährt.
Einen vertieften Einblick erhalten Sie in unserem
Literatur:
Hargadon, A.B., Douglas, Y. (2001). When Innovations Meet Institutions: Edison and the Design of the Electric. Administrative Science Quarterly, 46, 476-501. doi.org/10.2307/3094872
Teece, D.J. (2010). Business Models, Business Strategy and Innovation. Long Range Planning, 43 (2-3), 172-194. doi.org/10.1016/j.lrp.2009.07.003