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Omnibus Paket – Einstieg in den Ausstieg der Nachhaltigkeitsberichterstattung?

Der ursprüngliche EU-Plan bestand in der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU ab 2026 bzw. 2027 (CSR-Directive). Im Zuge einer «Entbürokratisierung» mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, wurde im Februar 2025 ein «Omnibus-Paket» vorgestellt. Inhalte dieser Pakete, die auch in anderen Regulierungsbereichen Anwendung finden, sind einige Erleichterungen, Adaptionen und Konkretisierungen von Regulierungen. Das avisierte Paket umfasst im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung folgende Änderungen: 

  • Unternehmen sind erst ab 1'000 Mitarbeitenden verpflichtet UND bei einem Umsatz von 50 Mio. Euro, bzw. 25 Mio. Bilanzsumme (davor: 250 Mio. Euro, bei Kotierung weniger).

  • Sofern eine Pflicht besteht, werden weniger Datenpunkte («zu berichtende Indikatoren») erforderlich. Die Möglichkeit, verpflichtende sektorspezifische Datenpunkte über eigene (Sub-)Standards zu definieren, würde entfallen.

  • Bezüglich Lieferkettenverantwortung, Taxonomiepflichten (Berichtslegung, welche Aktivitäten/Umsätze klimaschädlich-/freundlich sind) und Berichterstattungspflicht wird die Zeitachse wesentlich nach hinten verschoben.

Folgen für und in der Schweiz 

Der Pull-Effekt über die Lieferkette, sprich dass Schweizer Unternehmen über Kunden und Lieferanten aus der EU über deren Berichterstattungspflicht Datenpunkte liefern müssen, wird sich abmildern. Über die Verzögerung der Berichtspflicht für EU-Unternehmen (2nd und 3rd wave), wird sich auch die Berichtspflicht für Drittstaatenunternehmen, welche mit eigener Niederlassung mehr als 150 Mio. Euro in der EU umsetzen, nach hinten ziehen. Für die Schweizer Regulierungsvorhaben ist eine ähnliche Entschleunigung zu erwarten, da der aktuell vernehmlasste Entwurf weitereichender wäre als die EU-Regulierung nach Omnibus.  

Kein Trendumkehr, eher Normalisierung des Regulierungstempos 

Die Erfahrung zeigt, dass Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung einem gewissen Schweinezyklus unterliegen. Im Moment stehen die Zeichen auf Entschleunigung. Davor war eine Phase der Intensivierung, die sehr hohe Wachstumsraten und Volumina in «nachhaltige» Investments (ESG) nach sich zog. Die grundsätzliche Stossrichtung bleibt. Das Tempo von Markt und Regulatoren gleicht sich tendenziell jenem vor der Pandemie an. Es lohnt sich, das Thema mit Augenmass und Pragmatik voranzutreiben, insbesondere vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeit als Business Case – d. h. es gibt strategische Erfolgspotenziale, welche über die Erfüllung von regulatorischen Ansprüchen hinaus gehen.