Zukunft gedacht – Technik gemacht
Medienmitteilung vom 30. Mai 2025
Wie entstehen marktrelevante technische Lösungen für reale Herausforderungen? Studierende des Bachelor-Studiengangs Maschinentechnik | Innovation an der OST – Ostschweizer Fachhochschule zeigten dies in einem industrienahen Entwicklungsprojekt eindrucksvoll: Am 23. Mai 2025 präsentierten sie in Rapperswil ihre Prototypen für die KAISER AG, einem international führenden Hersteller von Schreitbaggern mit Sitz in Liechtenstein.

Im Fokus des diesjährigen Projekts stand eine komplexe Aufgabenstellung aus dem Bereich der mobilen Schreitbagger – einer Spezialität der KAISER AG. Über zwei Semester hinweg arbeiteten acht Teams an eigenständigen Lösungsansätzen: Von der Ideenfindung über die Konzeptphase bis hin zum Bau und Test der funktionsfähigen Prototypen. Das Ziel: innovative, realitätsnahe Lösungen für die nächste Generation mobiler Arbeitsmaschinen.
Acht Teams – Acht Lösungen: Von Gleitführungen bis Schwenkarmkinematik
Team UNO entwickelte ein neues Gleitführungskonzept für den Schreitbagger S8-1, das auf einem Hochleistungsgleitlager basiert. Dieses erlaubt optimierte Kraftübertragung, geringeren Wartungsaufwand und geringere Herstellungskosten.
Team DUE präsentierte eine Armverlängerung mit klappbarer Mechanik. Die Parallelkinematik kann per Knopfdruck von der Kabine aus umgeschaltet werden und erlaubt eine deutlich vergrösserte Arbeitsreichweite – bei gewohnter Steuerlogik und vergleichbarer Belastbarkeit.
Team TRE (TRE-ANGLE) setzte auf eine neuartige Schienen-Gleitkonstruktion, die eine präzise Steuerung des Arbeitsarms bei hoher Reichweite erlaubt. Die Linearbewegung wird über einen Gewindetrieb und einen elektrischen Antrieb geregelt – bei gleichzeitig hoher Kraftübertragung und günstigerer Fertigung.
Team QUATTRO optimierte die Kinematik mittels eines S-Auslegers grundlegend. Durch dieses alternative Schwenkarm-Konzept, veränderte Zylinderanordnung und Reduktion der Bauteile konnten Mobilität, Wartungsaufwand und Produktionskosten verbessert werden – ohne Einbussen bei Präzision oder Stabilität.
Team CINQUE verzichtete beim sogenannten «Monoblock»-Konzept ganz auf einen Teleskopausleger. Die robuste Konstruktion reduziert Bauteile, erleichtert die Montage und senkt Wartungskosten. Die Bewegungsanalyse erfolgte mittels Mehrkörpersimulation (MKS) im CAD-Modell.
Team SEI konzipierte das «3G+»-System, ein modularer Ausleger mit drei Gelenkpunkten und innovativer Push-it-up-Technologie. Die Studierenden optimierten Reichweite, Gewicht und Steuerung und entwickelten Vorschläge zur computerunterstützten Bewegungssteuerung, um das Führen des Baggers zu vereinfachen.
Team SETTE untersuchte drei unterschiedliche Verbindungskonzepte für Teleskopsegmente – Schrauben, Kleben und Klemmen. Sie analysierten deren Auswirkungen auf Spiel, Dauerfestigkeit und Montagefreundlichkeit und planten umfassende Tests zu Klebstoffverhalten, Schraubvorspannung und Fertigungstoleranzen. Schlussendlich wurde eine hydraulische Spielreduziereinheit entwickelt und erfolgreich getestet.
Team OTTO widmete sich einem automatisierten Verstellausleger, bei dem die Löffelbewegung linearisiert und über eine speicherprogrammierbare Steuerung automatisiert ausgeführt wurde. Die Bewegungen werden mittels einer präzisen Joystick-Eingabe vorgegeben, während die Steuerung über einen geschlossenen Regelkreis die verschiedenen Zylinder dynamisch anzusteuern. Herausforderungen wie Torsion, Querkräfte oder die Strassenzulassung wurden durch eine Kinematik ohne Teleskoparm erreicht. Ziel war eine intuitive Bedienung bei maximaler Genauigkeit und minimalem Wartungsaufwand.
«Die Projekte zeigen eindrucksvoll, wie interdisziplinär, kreativ und gleichzeitig praxisnah unsere Studierenden arbeiten», sagte Prof. Hanspeter Keel, Studiengangleiter Maschinentechnik | Innovation an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Sie entwickeln hier unter realen Bedingungen Lösungen, wie sie später im industriellen Berufsalltag gefordert sind.»
Kooperation mit Mehrwert für alle Beteiligten
Die KAISER AG profitierte als Projektpartner von frischen Perspektiven, neuen Lösungsansätzen und potenziellen produktreifen Entwicklungen. «Für die KAISER AG bedeutet dies Zugang zu neuen, wettbewerbsrelevanten Ideen – direkt aus dem kreativen Umfeld der Hochschule», sagte Daniel Laubscher, Leiter Technik der KAISER AG. Neben erwartbaren technologischen Lösungen hätten die Studierenden auch neue Ideen eingebracht, die bislang noch nie getestet wurden.
Für die Studierenden war das Projekt ein direkter Einblick in industrielle Innovationsprozesse – von Lastannahmen über Fertigungskonzepte bis zur Präsentation vor Experten. «Es gab keine vorgegebene Lösung. Jeder Ansatz musste selbst entwickelt, berechnet und umgesetzt werden – das ist echte Ingenieursarbeit», sagte Stefan Grätzer, Dozent für Technologische Innovationen an der OST und Projektbetreuer. «Gleichzeitig bietet das Projekt der Industrie die Chance, frische Impulse aus der Hochschule in laufende Entwicklungsprozesse einzubinden.»
Abschlussveranstaltung mit Ausblick
Die Präsentation am 23. Mai 2025 auf dem Campus Rapperswil-Jona war der feierliche Abschluss eines intensiven Jahres. Gäste und Öffentlichkeit konnten die Prototypen live erleben, mit den Entwicklerteams sprechen und sich selbst von der Innovationskraft der OST überzeugen.
Kontakt zu den Projektverantwortlichen:
Prof. Hanspeter Keel, Leiter Studiengang Maschinentechnik | Innovation, OST
+41 (0)58 257 32 55
hanspeter.keel@ost.ch
Stefan Grätzer, Dozent Technologische Innovationen, OST
+41 (0)58 257 41 99
stefan.graetzer@ost.ch
Benjamin Burkhardt, Marketing & Kommunikation, KAISER AG Liechtenstein, Schaanwald
+423 377 21 21
Kontakt für allgemeine Rückfragen:
Michael Breu, Kommunikation OST
+41 (0)58 257 44 66
michael.breu@ost.ch