Wasser im Wandel: Zwischen Überfluss und Mangel am Weltwassertag
Medienmitteilung vom 22. März 2025
Am interdisziplinären Symposium der OST – Ostschweizer Fachhochschule im Vorfeld des Weltwassertags wurde deutlich: Die Wasserversorgung steht weltweit wie auch im Wasserschloss Schweiz zunehmend unter Druck. Klimawandel, Schadstoffe und strukturelle Herausforderungen verlangen entschlossenes Handeln für eine Zukunft mit Wassersicherheit. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten in Rapperswil-Jona über Risiken, mögliche Lösungen und die Rolle von Partnerschaften.
Das Symposium begann ungewöhnlich: mit einem gemeinsamen Eintauchen in den Zürichsee. «Wir wollten eine unmittelbare Verbindung zum Wasser schaffen, bevor wir über Zahlen und Strategien sprechen», erklärte Veranstaltungsleiterin Dorothee Spuhler. Der Schwumm symbolisierte das, worum es geht – Wasser als Lebensgrundlage dem Menschen näher bringen. Tatsächlich zeigte sich im Verlauf der Tagung, dass Wasser zwar im Überfluss erscheinen mag, jedoch längst nicht immer verfügbar ist, wenn es gebraucht wird. «Wir verbrauchen in der Schweiz pro Person täglich rund 4200 Liter Wasser – das Meiste davon indirekt durch Konsum von Produkten deren Herstellung viel Wasser benötigt, of in wasserarmen Regionen im globalen Süden stattfindet, erklärte André Podleisek, Nachhaltigkeitsverantwortlicher an der OST.
Wasser am falschen Ort zur falschen Zeit
Rolf Meier, Vizedirektor des SVGW (Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfachs), fasste die aktuelle Lage zusammen: «Klimawandel, Schadstoffeinträge und Infrastrukturmängel gefährden zunehmend die Wassersicherheit, auch im Wasserschloss Schweiz.» Zwar fallen jährlich 26 Kubikkilometer Niederschlag auf die Schweiz und nur 1,5 Prozent davon werden als Trinkwasser genutzt. Gleichzeitig verschwinden jedoch die natürlichen Wasserspeicher des Alpenraums: «Seit 1850 haben wir bereits zwei Drittel der Gletschermasse verloren. Bis 2100 könnten 90 Prozent unserer Gletscher weg sein», so Meier. Das hat Auswirkungen – von Gebirgen bis zu den Tieflandregionen. In längeren Trockenperioden droht Wassermangel. Gleichzeitig verursachen Starkniederschläge Verschmutzungen und Schäden. Die Folge: «Wasser gibt es entweder zu viel, zu wenig, zur falschen Zeit oder in schlechter Qualität.»
Ein wachsendes Problem sind sogenannte «Ewigkeitschemikalien» (PFAS), die mittlerweile weltweit nachgewiesen wurden – vom Amazonas bis in die Alpen. «Diese Stoffe lassen sich kaum entfernen. Deshalb ist es entscheidend, ihren Eintrag von Anfang an zu verhindern», betonte Meier.
Was kostet Wasser – und was ist es uns wert?
«Eine Karaffe St.Galler Hahnenwasser kostet weniger als einen Viertel Rappen – und das ist noch teuer gerechnet», sagte Peter Jans, Stadtrat von St.Gallen, um eindrücklich zu belegen, dass die realen Kosten für Aufbereitung und Versorgung in keinem Verhältnis zum eigentlichen Wert stehen. Auch Fachpersonen schätzten den Preis einer Karaffe teilweise auf 5 Rappen.
Martin Kurt von der Wasserversorgung Rapperswil-Jona erinnerte an die immensen Leistungen, die notwendig sind, damit Trinkwasser zuverlässig aus dem Wasserhahn kommt: «Diese Selbstverständlichkeit wird erst dann sichtbar, wenn sie wegfällt.» Umso mehr freue es ihn, wenn etwa gemeinsam mit der OST oder Stiftungen Projekte zur Wasserversorgung in Ländern wie Liberia realisiert werden können, wo genügend sauberes Wasser bis heute ein permanentes Problem ist.
Auch Luca Eberle, Stadtrat von Rapperswil-Jona, betonte: «Ohne den See gäbe es unsere Stadt in dieser Form nicht. Wasser prägt unsere Identität – sei es durch Seebäder, Schifffahrt oder Lebensqualität.» Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Stadt auch lokale Wasser-Herausforderungen hat, wie sanierungsbedürftige Pumpwerke und Bäder.
Wasser, eine globale Ressource die lokal genutzt wird
«Damit Wasser in Zukunft für alle Lebewesen auf der Erde in angebrachter Menge und ausreichender Qualität zur Verfügung steht, sind aufgrund der dreifachen Umweltkrise – Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Wasserverschmutzung – besondere Anstrengungen auf globaler Ebene nötig.» erklärt Daniel Maselli, Politikberater der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, DEZA. «Der Versuch, den globalen Wasserkreislauf als öffentliches Gut international zu anerkennen, könnte ein wichtiger Beitrag dazu sein. Allerdings müssten auf dem Weg dazu viele politische, wirtschaftliche und juristische Hindernisse überwunden werden. Ob die aktuelle Weltlage dies zulässt, muss leider bezweifelt werden. Bis dahin kann und muss jede Person und jede Organisation in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten ihr Möglichstes im jeweiligen Wirkungsumfeld tun, um Wasser als unanfechtbar lebensnotwendige Ressource zu schützen und zu bewahren.»