Innovationstagung zur Energiewende 2030 – Was steht uns bevor?
Medienmitteilung vom 15. Mai 2025
Die Energiewende ist in aller Munde – doch wie weit sind wir wirklich gekommen? Unter dem Titel «Wo steht die Energiewende 2030?» fand am Mittwoch, 14. Mai 2025, eine weitere Innovationstagung der OST – Ostschweizer Fachhochschule statt. Rund 160 Fachpersonen, Politikerinnen und Politiker sowie Interessierte kamen in Rapperswil-Jona zusammen, um sich über den aktuellen Stand, die Herausforderungen und konkreten Handlungsmöglichkeiten im Kontext der Schweizer Energiewende auszutauschen.
Alex Simeon, Stv. Rektor der OST, eröffnete mit einem nachdenklichen Rückblick: Bereits 2012 habe es technische Lösungen gegeben, wie sich erneuerbare Energie speichern und später wieder verstromen lassen. «Ich habe das Gefühl, wir diskutieren seit Jahren dasselbe – und doch passiert wenig», so Simeon. Die Tagung griff diese Spannung auf und beleuchtete zentrale Aspekte der Energiewende wie Netzinfrastruktur, Speichertechnologien, politische Zielsetzungen und die industrielle Umsetzung.
Politik und Prognosen: Anspruch und Wirklichkeit
Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne), Mitglied der Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK), zeichnete anhand der Energieperspektiven 2050+ ein ambitioniertes Bild: Netto-Null bis 2050, ein vollständig elektrifizierter Verkehr, stark ausgebaute Photovoltaik, aber auch ein wachsender Strombedarf bei gleichzeitig sinkendem Gesamtenergieverbrauch. «Während die Schweiz bei der Solarenergie vor dem Zeitplan liegt, hinkt sie bei der Windkraft hinterher», so Schlatter. Nicht ganz ohne Kritik an ihren Kolleginnen und Kollegen in der Politik hielt sie fest: «Wir diskutieren zu wenig über Speicher, zu selten über echte, grosse Veränderungen. Die Energiewende ist ein Marathon – aber man muss ihn auch Schritt für Schritt gehen.»
Das Stromnetz im Wandel
Prof. Dr. Lukas Ortmann, Experte für Regelungstechnik an der OST, analysierte die bevorstehende Transformation des Stromnetzes. «Die Zukunft ist dezentral, flexibel und digital vernetzt», so Ortmann. Smarte Stromzähler, Home-Energy-Management-Systeme und virtuelle Kraftwerke würden künftig nicht nur für Versorgungssicherheit sorgen, sondern auch Preisanreize für optimierten Verbrauch schaffen. Auch die bevorstehende Strommarktöffnung ab 2030 sei ein Treiber für Innovation: «Der gesteigerte Wettbewerb wird neue Lösungen ermöglichen – wenn die Politik den Rahmen dafür schafft.»
Energiespeicher: Wirtschaftlicher denn je
Prof. Dr. Markus Friedl, Professor für Thermo- und Fluiddynamik, betonte die zentrale Rolle von Energiespeichern: «Negative Strompreise nehmen zu – das macht Speicher zur wirtschaftlichen Notwendigkeit.» Pumpspeicherkraftwerke, Batteriespeicher oder Power-to-X-Anlagen – die OST forscht an unterschiedlichsten Lösungen, darunter auch Methanolproduktion aus CO₂ und Kehricht. Entscheidend sei ein diversifizierter Mix an Speichersystemen für verschiedene Anwendungsfälle, denn «die eine Lösung für alles gibt es nicht.»
Industrie im Wandel: Effizienz und Eigenverantwortung
Prof. Ph.D. Stefan Bertsch, Leiter des Instituts für Energiesysteme, zeigte praxisnah, wie industrielle Prozesse zur Energiewende beitragen können. Viele Firmen wüssten nicht einmal, wie viel Energie sie tatsächlich wo genau verbrauchen – nur, was sie dafür bezahlen. Abwärmenutzung, Prozessoptimierung und der Einsatz von Wärmepumpen könnten die Effizienz deutlich steigern. «Die Energiewende ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Projekt», so Bertsch. Gerade internationale Anforderungen – etwa Klimaziele von Export-Abnehmerländern – setzten Schweizer Unternehmen unter Handlungsdruck, nicht nur bei der betrieblichen, sondern auch bei der klimarelevanten Innovation vorwärts zu machen.
Fazit: Die Zukunft wird gemacht
Am Ende schloss sich wieder der Kreis und der die Einführung von Simeon zu Beginn der Tagung bestätigte sich: Technische Lösungen sind vorhanden, die Forschung ist aktiv, die Herausforderungen sind erkannt. Was es nun brauche, seien Mut, politische Klarheit und gesellschaftlicher Wille. «Die Zukunft ist keine Lieferung, auf die wir nach der Bestellung einfach warten können», so Simeon zum Abschluss, «sie muss gemacht werden.»
Weitere Informationen zur Innovationstagung 2025 finden Sie unter:
www.ost.ch/innotagungen-2025