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Medienmitteilungen der OST

Green Nudging in Unternehmen

Medienmitteilung vom 26. März 2025

Green Nudging ist ein verhaltenspsychologischer Ansatz, mit dem das ökologische Verhalten gefördert wird. Zunehmend wird Nudging auch in Unternehmen eingesetzt, die ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit verstärken wollen. Experten der OST – Ostschweizer Fachhochschule zeigen in einem Fachartikel auf, wie mit kleinen Anstupsern das ökologische Verhalten gefördert werden kann.

Michael Hans Gino Kraft, Professor für Nachhaltigkeit am IOL Institut für Organisation und Leadership und Leiter des Kompetenzzentrums für Qualität und Nachhaltigkeit an der OST.

«Der Klimawandel ist eine der bedeutendsten globalen Herausforderungen der heutigen Zeit. Mit der Verabschiedung des Europäischen Klimagesetzes im Jahr 2020 hat die EU-Kommission das Ziel der Klimaneutralität verbindlich festgeschrieben, das seitdem als Leitlinie für Behörden, Unternehmen und Bürger dient», schreiben Michael Hans Gino Kraft, Patrick Binder und Lukas Scherer vom IOL Institut für Organisation und Leadership der OST – Ostschweizer Fachhochschule in der «Zeitschrift Führung+Organisation». Und sie ergänzen: «Unternehmen stehen daher unter einem wachsenden Handlungsdruck, der sich sowohl aus den politischen Vorgaben als auch aus den Erwartungen von klimabewussten Verbrauchern, risikobewussten Investoren und Industriepartnern ergibt.» Für die Umsetzung klimafreundlicher Lösungen brauche es nicht nur angepasste Bürokonzepte oder Produktionsverfahren. Auch die Beschäftigten müssten am Arbeitsplatz aktiv eingebunden werden. Um das ökologische Verhalten zu fördern, schlagen die OST-Experten einen ergänzenden verhaltenspsychologischen Ansatz des Green Nudging vor. Die Idee geht auf die Verhaltensökonomen Richard H. Thaler (University of Chicago) und Cass R. Sunstein (Harvard University) zurück, die das Nudge-Konzept 2008 entwickelten.

Ökologische Verantwortung wahrnehmen

In ihrem Beitrag heben die drei OST-Experten hervor, dass Green Nudging Unternehmen dabei helfen kann, ihre ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Gleichzeitig wird auf ethische Herausforderungen wie potenzielle Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit und ungleiche Anreizverteilung hingewiesen. Für die erfolgreiche Implementierung empfehlen sie eine klare Kommunikation, Monitoring und Anpassung der Massnahmen. «Der Ansatz bietet Unternehmen eine Möglichkeit, Umweltziele in die Unternehmenskultur zu integrieren, ohne auf Sanktionen oder Vorschriften zurückzugreifen», erklärt Michael Hans Gino Kraft, Professor für Nachhaltigkeit am IOL Institut für Organisation und Leadership und Leiter des Kompetenzzentrums für Qualität und Nachhaltigkeit an der OST.

Informationelle, kontextuelle und prozedurale Instrumente

Drei zentrale Instrumente seien dabei relevant:

Informationelle Instrumente: Diese Instrumente zielen darauf ab, die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden auf nachhaltige Verhaltensweisen zu lenken, indem sie umfassende Informationen bereitstellen. Das Ziel ist, das Bewusstsein für ökologische Alternativen zu schärfen und die Unternehmenskultur in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln. Beispiele für informationelle Instrumente sind: visuelle Hinweise (Schilder, Recyclingcontainer) oder Feedbacksysteme, die das Verhalten der Mitarbeitenden rückmelden.

Kontextuelle Instrumente: Diese Instrumente fokussieren auf die Gestaltung der Arbeitsumgebung und der Entscheidungssituationen. Sie verändern den Rahmen, in dem Entscheidungen getroffen werden, um nachhaltiges Verhalten attraktiver und einfacher zu machen.

Prozedurale Instrumente: Als letzte Komponente im Nudging optimieren prozedurale Instrumente «die individuellen Entscheidungsoptionen». Sie gestalten die Optionen selbst und stellen diese in einer Weise dar, die nachhaltiges Verhalten erleichtert. Dazu gehören: Ratgeber- und Taktgebersysteme. Ein Beispiel könnte sein, dass ein Unternehmen personalisierte Tipps zur effizienten Lichtnutzung anbietet, wenn Benutzer Entscheidungen treffen. «Die drei Instrumente ergänzen sich und adressieren unterschiedliche Aspekte: Informationelle Instrumente schaffen Wissen, kontextuelle Instrumente formen die Umgebung, und prozedurale Instrumente optimieren die Entscheidungen selbst», fasst Nachhaltigkeitsexperte Michael Hans Gino Kraft zusammen. Gemeinsam fördern sie eine nachhaltige Unternehmenskultur, indem sie ökologische Handlungsweisen sanft anstossen, ohne den Handlungsspielraum der Mitarbeitenden einzuschränken.

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