Die Regulierung von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) stellt Industrie und Forschung vor grosse Herausforderungen. Über 100 Teilnehmende aus beiden Bereichen haben am 26.März 2026 zusammen mit Vertretern der OST, der Empa am Innovationspark Ost diskutiert, welche Auswirkungen die neuen Vorgaben auf verschiedene Branchen – insbesondere die Medizintechnik – haben und welche Lösungswege es für einen schrittweisen Ersatz von PFAS geben könnte. Die Medizintechnik-Branche, unter anderem vertreten durch Hersteller von Stents, Grafts oder Endoskopen, ist stark betroffen, da PFAS besondere Materialeigenschaften aufweisen, die in lebenswichtigen Produkten unverzichtbar erscheinen. Entsprechend müssen sowohl ökologische Aspekte als auch die Sicherheit und Wirksamkeit für Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden. Ein risikobasierter Ansatz, der eine Priorisierung und schrittweise Substitution vorsieht, wurde als vielversprechender Weg hervorgehoben.
Keine Patentlösung
Ein Schwerpunkt lag auf dem laufenden Verfahren der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA). Die Teilnehmenden erhielten einen Überblick über den zeitlichen Ablauf, wichtige Fristen und den Aufruf an Unternehmen, im Zuge der sozioökonomischen Bewertung ihre Kosten für mögliche Ersatzstoffe darzulegen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde zudem deutlich, dass es keine Patentlösung für den Ersatz von organofluorhaltigen Verbindungen gibt. Die Auswahl geeigneter Alternativen muss stets individuell erfolgen, um die spezifischen Anforderungen an das jeweilige Produkt zu erfüllen. Als Beispiel wurden plasmabasierte Beschichtungsverfahren vorgestellt, die eine mögliche Alternative zu fluorhaltigen Textilbeschichtungen bieten.
Um Unternehmen bei der Suche nach PFAS-freien Materialien zu unterstützen, wurde ein fünfstufiges Modell präsentiert, das sowohl akute Gefahren als auch langfristige gesundheitliche und ökologische Auswirkungen berücksichtigt und so eine fundierte, nachhaltige Materialauswahl erleichtern soll. Ein weiterer Diskussionspunkt war der Nachweis von Fluorverbindungen. Die Expertinnen und Experten machten deutlich, dass die derzeitigen Analysemethoden häufig eine komplexe Probenvorbereitung erfordern und in ihrer Sensitivität sowie Spezifität an Grenzen stoßen. Verbesserte und standardisierte Verfahren sind daher für eine zuverlässige Kontrolle und Regulierung essenziell.
Risikobasierter, schrittweiser Ansatz
Abschliessend wurde ein Überblick über die Situation in den USA gegeben, wo fluorhaltige Stoffe bereits in mehreren Bundesstaaten reguliert werden. Für Unternehmen, die in den USA produzieren oder Produkte vertreiben, ist es daher besonders wichtig, die unterschiedlichen Fristen und Vorgaben im Blick zu behalten. Die Veranstaltung verdeutlichte insgesamt, wie dringend eine umfassende Auseinandersetzung mit PFAS und deren Alternativen ist – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus medizinischer und wirtschaftlicher Sicht. Ein risikobasierter, schrittweiser Ansatz sowie der Austausch zwischen Industrie, Forschung und Behörden sind entscheidend, um den Ersatz fluorhaltiger Verbindungen erfolgreich zu gestalten und dabei Patientensicherheit und Umweltschutz gleichermassen zu gewährleisten.