Sprache

Ukraine-Geflüchtete in St.Gallen häufiger erwerbstätig

07.05.2025

Trotz guter Ausbildungen und schnellem Zugang zum Arbeitsmarkt ist die Erwerbsquote der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz tief. Im Kanton St.Gallen liegt dieser Wert über dem Schweizer Durchschnitt.

Die Voraussetzungen für den raschen Einstieg von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in den Schweizer Arbeitsmarkt schienen vielversprechend. Rund 70 Prozent verfügen über einen Tertiärabschluss und der Schutzstatus S ermöglicht ihnen einen schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt. Umso erstaunlicher ist die tiefe Erwerbsquote der Ukraine-Geflüchteten: Nur 30 Prozent sind im Schweizer Arbeitsmarkt integriert.
 

Sprache als Schlüssel

Die Erwerbsquote liegt im Kanton St.Gallen mit 37 Prozent über dem nationalen Durchschnitt. Trotzdem gibt es laut Claudia Nef noch Luft nach oben. Sie ist die Geschäftsführerin des Trägervereins Integrationsprojekte St.Gallen (TISG) und Dozentin im CAS Supported Employment der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Ein nahtloser Übergang von einem Beruf in der Ukraine in den gleichen oder einen ähnlichen Beruf in der Schweiz ist oft nicht möglich», erklärt sie. Denn die Anforderungen seien in vielen Bereichen sehr hoch.

Wichtig sei vor allem die Sprache. «Die Sprache ist der Schlüssel für die Integration in den Arbeitsmarkt – gerade in der Ostschweiz», betont sie. Sobald die Geflüchteten in den St.Galler Gemeinden ankommen, ist die Sprachförderung deshalb auch eine der ersten Integrationsmassnahmen. Dank über 20 Sprachschulen im Kanton konnten nach Ausbruch des Krieges rasch zusätzliche Angebote geschaffen werden.
 

St.Galler Gemeinden sind «sehr nah dran»

Dass die Erwerbsquote von Geflüchteten mit Schutzstatus S in St.Gallen über dem Schweizer Durchschnitt liegt, hat laut Claudia Nef noch weitere Gründe. Ein grosser Vorteil sei die Verteilung der Geflüchteten auf die einzelnen Gemeinden. «Die Gemeindeautonomie im Kanton St.Gallen ist sehr hoch, deshalb fallen viele Aufgaben im Flüchtlingsbereich wie die Arbeitsmarktintegration in die Zuständigkeit der Gemeinden», sagt Claudia Nef. Dadurch seien die Gemeinden «sehr nah dran» und bekämen die finanziellen und sozialen Auswirkungen direkt zu spüren, wenn die Arbeitsintegration nicht funktioniere. Die TISG unterstützt sie dabei mit rund 30 Jobcoaches.
 

Unsicherheiten durch Schutzstatus S

Ein wesentlicher Faktor ist auch, dass im Kanton St.Gallen zahlreiche Unternehmen bemüht sind, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer aufzunehmen. Trotzdem hört Claudia Nef auch eine zunehmende Skepsis der Unternehmen, ob sie die Geflüchteten überhaupt anstellen oder weiterqualifizieren sollen. Die skeptische Haltung hängt mit ihrem unsicheren Aufenthaltsstatus zusammen. Derzeit läuft der Schutzstatus S noch bis im März 2026 – ob er danach verlängert wird, weiss niemand.
 

CAS Supported Employment

Arbeit bedeutet in unserer Gesellschaft viel. Jedoch finden Menschen mit einer Beeinträchtigung nur erschwert Zugang dazu. Der CAS Supported Employment – Arbeitsintegration vermittelt Fachleuten die notwendigen Kompetenzen, um benachteiligte Personen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt professionell zu begleiten.